Wenn das Wetter kühler wird, sind in den Gärten und Parkanlagen vor allem in der Dämmerung wieder häufig Igel anzutreffen. Dabei ist längst nicht jeder Igel in Not und bedarf eines Eingreifens in Form von Zufütterung oder medizinischer Versorgung.
In folgenden Fällen sind Igel als hilfsbedürftig anzusehen:
1) Verletzte Igel: Verletzungen sind äußerlich als Wunden sichtbar oder der Fundort (Straßenrand, Baustelle, Kellerloch) spricht für eine Verletzung
2) Kranke Igel: kranke Igel erkennt man daran, dass sie tagsüber umherlaufen; sie rollen sich bei Gefahr nicht ein und sind häufig von Parasiten (Zecken, Fliegeneiern) befallen.
3) Igel, die im Winter noch umherlaufen: Igel, die auch bei Dauerfrost oder Schnee noch herumlaufen, sind meist krank oder stark geschwächt; oft handelt es sich um Jungtiere, die spät im Jahr geboren wurden und sich so noch kein ausreichendes Fettpolster für den Winterschlaf anfressen konnten.
Gesunde Igel hingegen erkennt man an einer hohen Bewegungsaktivität, sie rollen sich zusammen, wenn sie Gefahr wittern bzw. wenn man sie hochnimmt oder untersuchen will. Unterkühlung und Untergewicht, sowie ein starker Parasitenbefall sind weitere Hinweise, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Was ist zu tun, wenn Sie einen hilfsbedürftigen Igel gefunden haben?
1) Igel auf Verletzungen oder Krankheitssymptome untersuchen: Achtung, auch die Körperteile, die bei eingerollten Igeln verborgen sind, müssen untersucht werden!
2) Unterkühlte Igel wärmen: fühlt sich der Igel an seiner Unterseite kälter an, als die eigene Wand, können Wärmeflaschen oder mit warmem Wasser gfüllte Einweghandschuhe zum Einsatz kommen. Durch Handtücher wird verhindert, dass die Stacheln das Gummi zum Platzen bringen. Eine medizinische Behandlung kann in der Regel erst erfolgen, wenn der Igel wieder eine normale Körpertemperatur (mindestens 36,0°C) erreicht hat!
3) Parasiten entfernen: Maden und Fliegeneier sollten schnellstmöglich abgesammelt werden; auch Zecken sollten beispielsweise mit einer Zeckenpinzette gezogen werden. In der Praxis können wir Igelfindlinge außerdem mit Antiparasitika behandeln.
4) Tierarztpraxis oder Igelstation aufsuchen: hier geht es vor allem darum, dass kranke Igel fachgerecht untersucht und behandelt werden; nur dann ist die weitere Igelpflege bzw. Überwinterung sinnvoll!
5) Igelquartier einrichten: Zum Überwintern eignet sich z.B. ein großer Käfig, der in einem kühlen, zugfreien Raum aufgestellt wird. Herkömmliche Heimtierstreu, sowie Stroh sind für Igel ungeeignet; als Einstreu dient am besten Laub, in dem sie sich auch verstecken können. Das Igelquartier sollte mindestens 50 cm hohe Außenwände, sowie ein Schlafhäuschen besitzen.
6) Igel füttern: Die Fütterung geschieht am einfachsten mit handelsüblichem Feuchtfutter für Katzen; frisches Wasser muss ebenfalls zur Verfügung gestellt werden. Dosenfutter für Hunde kann kurzfristig gegeben werden, enthält anders als Katzenfutter aber auf Dauer zu wenig der Aminosäure Taurin.
Igel sind Wildtiere – entsprechend ist es gesetzlich verboten, sie aus der Natur zu entnehmen. Gesunde Igel sollten daher am besten gar nicht erst eingesammelt werden. Wurde ein hilfsbedürftiger Igel behandelt und gesund gepflegt, so sollte er in der warmen Jahreszeit ebenfalls schnellstmöglich wieder in die Natur entlassen werden. Erreicht ein Igel dagegen das für den Winterschlaf nötige Gewicht von 600-700g erst kurz vor oder nach dem Wintereinbruch, kann er erst im Frühjahr wieder ausgewildert werden. Auch diese Igel sollten jedoch in menschlicher Obhut Winterschlaf halten.
Gerne beraten wir Sie bei medizinischen Fragen und behandeln erkrankte Igel. Bitte beachten Sie jedoch, dass wir zwar die medizinische Versorgung der Igel übernehmen können, nicht aber deren Pflege und Überwinterung!
Auf der Seite www.pro-igel.de finden Sie weitere nützliche Informationen zur Pflege, Fütterung und Überwinterung von Igeln.